Offener Brief: an Herrn Bundesminister Rauch

An
Herrn Bundesminister DSA Johannes Rauch
Wien

Betreff: ACHTUNG – Pflegekräfte werden weniger statt mehr

Sehr geehrter Herr Bundesminister Rauch,

unsere Gesundheitsversorgung befindet sich in einem kritischen Zustand. Es lastet ein enormer Arbeitsdruck auf den Mitarbeiter*innen und hunderte Betten müssen bereits gesperrt werden. Die Hauptursache ist der akute und zunehmende Personalmangel. Damit verschärft sich die angespannte Lage im Gesundheitsbereich täglich weiter.

Mit diesem öffentlichen Brief richten wir uns direkt an Sie als politisch Verantwortlichen. Als younion – Team Gesundheit und GÖD-Gesundheitsgewerkschaft sind wir zutiefst irritiert und besorgt über Ihren Umgang mit den akuten bundesweiten Problemen in unseren Kliniken und Pflegeeinrichtungen:

  • Ihre Pflegereform zeigt keine Wirkung und ändert nichts an der aktuellen Notlage.
  • Seit geraumer Zeit fordern wir einen Gesundheitsgipfel zur Lösung dieser Probleme, doch offensichtlich wollen Sie unsere Warnungen vor dem drohenden Kollaps des öffentlichen Gesundheitswesens nicht wahrhaben.

Jetzt ist Zeit zu handeln – auch und gerade für Sie!

Bitte lesen Sie die Berichte aus Ihrem eigenen Ministerium. Die Daten des Gesundheitsberuferegisters sprechen eine klare Sprache: Wir haben rd. 2.000 weniger diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekräfte im öffentlichen österreichischen Gesundheitswesen als im Jahr 2019, wenn man die Neuregistrierungen den Pensionierungen gegenüberstellt. Und tatsächlich dürfte dieses Minus sogar noch deutlich größer sein, da die Streichungen aus dem Register – also die frühzeitigen Abgänge aus dem Beruf, oft wegen Überlastung – erst 2024 in vollem Umfang erfasst werden. Vor diesem Hintergrund ist die von vielen Seiten versprochene personelle „Trendwende“ im Jahr 2025 hochgradig unrealistisch.

Angesichts dieser Zahlen wäre es fahrlässig, den eklatanten Personalmangel und die daraus resultierende Überlastung der Beschäftigten im Gesundheitswesen länger zu ignorieren. Die aktuellen Zustände sind inakzeptabel und gefährden nicht nur jene, die in diesem Bereich arbeiten, sondern auch alle Menschen, die auf die Leistungen dieses Systems angewiesen sind.

Wir haben daher als gewerkschaftliche Allianz aller Bundes-, Landes- und Gemeindebediensteten im Gesundheitsbereich ein konkretes Fünf-Punkte-Programm formuliert – mit Maßnahmen, die sofort umzusetzen sind und rasch wirken.

Wir fordern:

1. Eine konsequente Anpassung der Leistungen an den Personalstand.

Die Bevölkerung hat Ehrlichkeit verdient. Die aktuelle Überlastung führt zum Kollaps des Gesundheitssystems – bis wir mehr Personal haben, müssen wir die Leistungen reduzieren.

2. Steuerfreiheit ab der 32. Wochenstunde.

Wenn wir kurzfristig das Personal entlasten wollen, muss es neue Anreize für Mehrarbeit geben.

3. Kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich.

Für gute und gesunde Arbeitsbedingungen mit motivierten Beschäftigten brauchen wir eine stufenweise Senkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich.

4. Übernahme und existenzsichernde Bezahlung aller Auszubildenden.

Jeder Auszubildende ist von unschätzbarem Wert – und wir brauchen noch mehr. Damit ist die Übernahme aller und eine gute und existenzsichernde Bezahlung der Auszubildenden notwendig.

5. Schwerarbeiterregelung für alle Beschäftigten.

Unser Beruf ist herausfordernd – psychisch und physisch. Daher fordern wir eine Schwerarbeiterreglung für alle Beschäftigten, als Anerkennung für deren – körperlich wie auch psychisch – oft sehr belastenden Einsatz.

Wir fordern Sie heute dazu auf, Ihre Verantwortung als Gesundheitsminister endlich wahr zu nehmen und die Anliegen derer anzuerkennen, die tagtäglich Alles geben, um unser Gesundheitssystem am Laufen zu halten. Wir erwarten daher zeitnah eine Antwort, in der Sie klarlegen, ob und in welcher Form Sie unsere Forderungen unterstützen bzw. umsetzen wollen.

Unsere Mitglieder und die Beschäftigten erwarten von Ihnen, dass Sie die Situation in den heimischen Spitälern und Pflegehäusern endlich ernst nehmen. Darum fordern wir Sie ein letztes Mal in aller Höflichkeit auf, einen bundesweiten Gesundheitsgipfel einzuberufen, um konkrete Lösungen zu vereinbaren und zügig umzusetzen. Denn die Zeit der Lippenbekenntnisse ist vorbei – es ist höchste Zeit für Taten. Wenn Sie nicht endlich ernsthaft darangehen, den drohenden Burnout des Gesundheitssystems zu verhindern, sind wir zu Kampfmaßnahmen gezwungen – und bereit dafür.

    

Mit freundlichen Grüßen

Reinhard Waldhör eh.
Vorsitzender GÖD-Gesundheitsgewerkschaft

Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
Gesundheitsgewerkschaft
Teinfaltstraße 7, 1010 Wien
E-Mail: gesundheitsgewerkschaft@goed.at
Telefon: 01/53454-710

 

Edgar Martin eh.
Vorsitzender younion HG II – Team Gesundheit/PV WIGEV

younion _ Die Daseinsgewerkschaft -
Hauptgruppe II
Schnirchgasse 12/1, 1030 Wien
E-Mail: gewerkschaft@hg2.at
Telefon: 01/40409-60700

 

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